Die Thematik Inklusion in deutschen Unternehmen
Agilität repräsentiert in Unternehmen den Wandel. Mit Schnelligkeit und Anpassungsfähigkeit auf neue Gegebenheiten reagieren zu können, ist überlebenswichtig auf einen globalen Weltmarkt. Diese Agilität nützt nicht nur Unternehmen, sondern auch den Menschen. So darf man davon ausgehen, dass Unternehmen nicht nur auf Marktveränderungen anpassungsfähig reagieren, sondern auch auf interne Themen wie Inklusion. Inklusion beschreibt die Anpassungsfähigkeit des Umfeldes an die Bedürfnisse von beeinträchtigen oder schwerbehinderten Mitmenschen. Geprägt wird der Begriff auch von Solidarität und Gemeinschaft gegenüber den schwächsten in der Gesellschaft. In einer zeitlichen Periode in denen Unternehmen vor Anpassungsfähigkeit strotzen, sollte es die Inklusion schwerbehinderter Mitarbeiter nicht leichter haben?
Inklusion in Deutschland: Zahlen und Fakten
2014 gab das Bundesministerium für Arbeit und Soziales einen Leitfaden zum Thema Inklusion in deutschen Unternehmen heraus. Prognostiziert wurde, dass mindestens zehn Prozent der Bevölkerung mit einer Einträchtigen oder schweren Behinderung leben werden. Fünf Jahre nachdem Bericht verzeichnet das statistische Bundesamt eine andere Zahl. 11,7 Prozent, also 1,7 Prozent mehr als prognostiziert, bewältigen ihren Alltag bereits mit einer Behinderung. Ein Großteil der betroffenen Menschen ist arbeits- und einsatzfähig. Und dennoch ist die Gefahr arbeitslos zu werden für schwerbehinderte Menschen doppelt so hoch, wie für andere Personengruppen. Infolgedessen verschlechtert sich der Gesundheitszustand noch weiter.
Ungefähr 10 Millionen Menschen mit einer geistigen oder körperlichen Beeinträchtigung leben inzwischen in Deutschland. In Zeiten, in welchen der Fachkräftemangel und der brutale Kampf um Talente tobt, kann Inklusion ein weiterer Weg sein, um Stellen zu besetzen und neue Mitarbeiter zu gewinnen. Es wäre eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.
Erkannt und umgesetzt wurde dieses Potenzial bereits von dem Software Giganten SAP. Welch einen großen Unterschied die kleinsten Veränderungen bewirken könnten, zeigte SAP im Gebäudemanagement. Ein Blindenleitsystem an Büroräumen- und Türen erleichtert das Onboarding von sehbeeinträchtigen Kollegen. Hörunterstützung in Seminaren und Webinaren sorgen dafür das beeinträchtige Kollegen bis ins hohe Alter alles verstehen und am Gesehen teilnehmen können. Mit dem Rolli-Shuttle Service investiert SAP noch weiter in seine schwerbehinderten Mitarbeiter. Dabei hat das Thema Inklusion auch positive Auswirkungen auf nicht-behinderte Arbeitnehmer.
Ungenutztes Potenzial – die Personalabteilung ist gefragt
In Kontakt mit dem Thema Inklusion kommen viele Unternehmen über gesetzliche Umwege. Im Laufe der Zeit sieht sich jedes wachsende Unternehmen mit dem Ausgleichsabschlag an das örtliche Versorgungsamt konfrontiert. Spätestens ab zwanzig Mitarbeitern wird diese monatliche Abschlagszahlung fällig. Alle Informationen und gesetzlichen Vorgaben finden Sie in einem weiteren Fachbeitrag,hier.
Um diese Ausgleichszahlung zu umgehen, müssen Unternehmen eine Mindestanzahl an Mitarbeitern mit Schwerbehinderung oder gleichgestellter Behinderung beschäftigten. Vielen Unternehmen geht es nicht mehr nur um das Aussparen einer Ausgleichszahlung. Ein Großteil der Mitarbeiter, vor allem aus der Generation Millennium, erwarten einen Mehrwert ihrer Arbeit. Eine starke Wertegemeinschaft, ein Perspektivenaustausch und größerer Zusammenhalt lassen sich in einer guten Inklusionspolitik wiederfinden.
Schwerbehinderte Mitarbeiter erfüllen nicht nur eine Zielquote, für das Unternehmen können sie einen echten Mehrwert in Kultur und Arbeitskraft darstellen. Inklusion entsteht durch Verständnis, Zusammenhalt und Solidarität. Insbesondere die Solidarität gegenüber schwerbehinderten Mitarbeitern ist wichtig. Ähnlich wie bei der Agilität muss auch Solidarität von Führungskräften vorgelebt werden. Ohne Einführungskonzept, klarer Kommunikation und Vorbilder geht es auch im Fall Inklusion nicht. Eine Arbeitsatmosphäre voller Verständnis begrenzt sich nicht auf behinderte Mitarbeiter oder Minderheiten. Inklusion ist „ansteckend“ (eine Alternative zum Wort?) und kann dazu beitragen, dass im ganzen Unternehmen mehr Rücksicht genommen wird. Physische oder geistige Gesundheit, Aufklärung und ein Gemeinschaftsgefühl stellen den Wert des Menschen wieder in den Mittelpunkt. Solches Verhalten kann zu einer besseren Wahrnehmung der Gesundheit führen. Mitarbeiter, welche mit Krankheit, Verlust und Erfahrungen offen umgehen, helfen sich nicht nur mental selbst, sondern sind Inspiration für Kollegen und Mitarbeiter. Eine Unternehmenskultur des Miteinanders, statt Gegeneinanders, unterstützt auch das Employer Branding.
Inklusion schafft einen Mehrwert für Unternehmenskultur, Mitarbeiter und Employer Branding. Ein verbessertes Gesundheitsbewusstsein kann Krankenbestand mindern und die Produktivität erhöhen. Auch finanzielle ergeben sich Vorteile, ganz zu schweigen von der neugewonnen Gruppe potenziellen Bewerbern. Inklusion schafft Verständnis und fördert das menschliche Miteinander.