Zunehmende Auslagerung der Gehaltsabrechnung in Europa
Die europäischen Länder haben weltweit die kompliziertesten Regelungen in Sachen Gehaltsabrechnung. Dennoch gibt es mit Blick auf die Auslagerung der Lohnbuchhaltung große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern Europas, nicht zuletzt aufgrund der unterschiedlichen nationalen Rechtsvorschriften. Global gesehen bleiben die USA mit Abstand Spitzenreiter in puncto Outsourcing der Gehaltsabrechnung, doch Europa holt auf!
In Europa ist die Gehaltsabrechnung am kompliziertesten! Das geht aus einer vergleichenden Analyse von NGA Human Resources 2017 hervor. Der Studie zufolge sind die Gehaltsabrechnungssysteme in den angelsächsischen Ländern am wenigsten komplex. Ist dies die Erklärung dafür, warum das Outsourcing der Gehaltsabrechnung in Ländern wie den USA oder Kanada deutlich weiterverbreitet ist als in Europa mit Ausnahme Großbritanniens? Mit anderen Worten: Wird in Europa aufgrund der Komplexität der Gehaltsabrechnung weniger ausgelagert?
Weil es keine einheitliche Steuer- und Sozialgesetzgebung in Europa gibt, ist man als multinationales Unternehmen in Europa verpflichtet, die verschiedenen nationalen Gesetze zu beachten. Weiterhin haben die einzelnen europäischen Länder jeweils ausgesprochen komplexe Regelungen in der Lohnbuchhaltung. Aus amerikanischer oder asiatischer Perspektive betrachtet, ist das „Projekt Europa“ diesbezüglich noch keineswegs vollkommen. Doch gibt es in Europa keinen „Schub“ in Richtung einer Vereinheitlichung einschlägiger Gesetzgebungen. Dienstleister, die in verschiedenen Ländern Gehaltsabrechnungslösungen anbieten, müssen folglich alle einzelstaatlichen Bestimmungen sorgfältig beachten.
Europäische Unternehmen lagern ihre Lohnbuchhaltung insgesamt nicht so häufig aus wie etwa US-amerikanische. Eine bemerkenswerte Ausnahme ist Belgien, wo aufgrund der Sozialgesetzgebung und aus historischen Gründen gegenwärtig mehr als 90 % aller Gehaltsabrechnungen von einem externen Dienstleister durchgeführt werden. In Frankreich, Deutschland oder Italien sieht das ganz anders aus, dort werden weniger als 20 % der Gehaltsabrechnungen „outgesourct“. Eine weitere europäische Besonderheit: Unternehmen in Europa wählen in der Regel nationale Anbieter für ihre Gehaltsabrechnung. So wird man etwa auf dem dänischen Markt keinen italienischen Gehaltsabrechnungsdienstleiser finden. Damit scheinen die nationalen Sozialgesetzgebungen ein Biotop des „Protektionismus“ zu schaffen.
Nach Erkenntnissen von SD Worx wird der Markt für die „Payroll-Dienstleister“ in Europa bis 2021 um durchschnittlich 3,6 % wachsen. Wer wie SD Worx Lösungen in mehreren Ländern anbietet, kann Tendenzen in den Unternehmen beobachten, diese zunehmende Komplexität maximal auslagern zu wollen. Die neue EU-Datenschutzgrundverordnung hat diesen Trend noch verstärkt.
Sollte sich diese Wachstumsprognose bewahrheiten, so ist eine Entscheidung für SaaS-Lösungen (Software as a Service) der logischste Schritt.